Geschichte der alpinen Solaranlagen (Schweiz)
Hochalpine Solaranlage Jungfraujoch (1993)
Im Jahr 1993 nahm die PV-Testanlage mit Netzeinspeisung in der hochalpinen Umgebung des Jungfraujochs ihren Betrieb auf. Die Anlage wurde vom Team um Prof. Dr. Heinrich Häberlin an der damaligen Ingenieurschule Burgdorf (heute Teil der Berner FH) geplant und erstellt. Anlässlich der Einweihung auf dem Jungfraujoch war die Presse, SRF und u.a. der damalige Direktor des Bundesamtes für Energie vor Ort. Die Öffentlichkeit und somit auch die Politiker/Politikerinnen wurden über die Medien orientiert.
Alpine Fotovoltaikanlage Birg (Schilthornbahn, ca. 1993)
Zur selben Zeit wie die Anlage auf dem Jungfraujoch, ging in der Zwischenstation Birg der Schilthornbahn eine weitere Testanlage im alpinen Bereich ans Netz.
Alpine Photovoltaikanlage Mont Soleil (Jura, Februar 1992)
Im Februar 1992 nahm die Photovoltaikanlage auf dem Mont Soleil (Jura) ihren Betrieb auf. Diese Anlage war damals die grösste in Europa und wurde von den Bernischen Kraftwerken BKW geplant und gebaut.
Ergebnisse Jungfraujoch und Birg (2003)
Im Jahr 2003 wurde in einem ausführlichen Bericht die Ergebnisse der ersten zehn Betriebsjahre der Anlagen auf dem Jungfraujoch und Birg publiziert. Die Anlage auf dem Jungfraujoch ist noch heute in Betrieb.
Solarexpress (Herbst 2022)
Unter dem Eindruck der drohenden Mangellage an El. Energie und den stark gestiegenen Energiepreisen wurde im Herbst 2022 vom Parlament der sog. Solarexpress beschlossen. Durch die vom Bund in Aussicht gestellten Subventionen in der Höhe von 60% und den stark vereinfachten Bewilligungsverfahren schossen die Projekte für grosse alpine Solaranlagen wie Pilze aus dem Boden.
All diese Projekte haben eine Gemeinsamkeit: Praktisch alle Akteure sprechen von Neuland, das mit den alpinen Solaranlagen betreten werden. Weiter von fehlenden Erfahrungswerten und einem Experiment.
Es erstaunt, dass 30 Jahre nach Jungfraujoch, Birg und Mont Soleil im Zusammenhang mit alpinen Solaranlagen mit Begriffen wie Neuland, fehlenden Erfahrungswerten, Experiment, etc. argumentiert wird.
Stand Juli 2024
Die Strommangellage ist zum Glück nicht eingetreten, die Energiepreise sind fast so tief wie vor mehreren Jahren und der Zubau von Fotovoltaikanlagen auf bestehender Infrastruktur durch Private, Firmen und der öffentlichen Hand schreitet zügig voran.
Zum Flaschenhals scheinen die Stromnetze zu werden, welche nicht von heute auf morgen ausgebaut werden können.
Trotzdem wird am Bau der alpinen Solaranlagen festgehalten. In durch die Menschen bereits stark geprägten Landschaften ist das sinnvoll. In der aktuellen Situation macht es vermutlich weniger Sinn, in weitgehend intakten Berg-/Naturlandschaften den Bau alpiner Solaranlagen zu forcieren.
Sinnvoller wäre vermutlich ein Marschhalt. Dieser Marschhalt könnte genutzt werden, um die fehlenden Erfahrungswerte (u.a. auch bezüglich Auswirkungen auf Fauna & Fauna, Erosion, Lokalklima, etc.) in ein paar kleineren Testanlagen zu erarbeiten. Die so gewonnenen Erfahrungswerte könnten in die grossen alpinen Solaranlagen einfliessen und würden aus dem Experiment ein breit abgestütztes Vorhaben machen.
Eingefügt: 1.7.2024