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Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für alpine Solaranlagen

Für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) von alpinen Solaranlagen werden verschiedene Empfehlungen abgebeben und dafür auf die wenigen verfügbaren Studien zur Biodiversität von Freiflächen PV-Anlagen in tieferen Lagen verwiesen. Ein paar dieser Empfehlungen wollen wir als Naturbeobachter an dieser Stelle einer Analyse unterziehen.

Leitarten Heuschrecken und Tagfalter

In Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) alpiner Solaranlagen werden die Leitarten «Heuschrecken» und «Tagfalter» für die Bestimmung der Artenvielfalt verwendet.
Unsere Bemerkungen:
  • www.InfoFauna.ch
    In einem ersten Schritt dürften die www.InfoFauna.ch gemeldeten und abrufbaren Arten Eingang in die UVP finden. Die gemeldeten Arten können pro Gemeinde oder pro 5x5km-Gebiet abgerufen werden.
    In unserem Projekt www.SwissNature.org greifen wir für die Überprüfung der von uns dokumentierten und bestimmen Lebewesen (u.a. Insekten) zur Kontrolle auch auf www.InfoFauna.ch zurück. Dabei ist uns aufgefallen, dass auf www.InfoFauna.ch
    • nicht alle von uns nachgewiesenen Arten enthalten sind.
    • die von uns in einem Gebiet nachgewiesenen Arten nicht in jedem Fall im betreffenden 5x5km-Quadrat als nachgewiesen angezeigt werden. Mit zunehmender Höhe (ab 2000 - ca. 3000m) ist das häufiger der Fall als z.B. im Emmental.
    Deshalb ergeben nur Erhebungen im Feld belastbare Aussagen betreffend Leitarten.
  • Heuschrecken
    Es gibt relativ wenig Heuschrecken-Arten, welche über 2500m ü.M. leben. Die Höhenverteilung unserer bisher in die Datenbank eingepflegten Beobachtungen können auf der Seite «Höhenbereiche, in welchen Tiere (Fauna) und Pflanze (Flora) leben» (externer Link auf www.SwissNature.org) erkundet werden. Bisher konnten wir nur wenige Heuschrecken oberhalb von 2500m.ü.M nachweisen.
  • Tagfalter
    Tagfalter können auch in höheren Lagen beobachtet werden, allerdings deutlich weniger als z.B. um 2000m.ü.M.
Fazit:
  • Je höher ein Gebiet über ca. 2000m ü.M. liegt, umso weniger Arten können beobachtet/nachgewiesen werden. Die Arten, welche in diesen Höhenlagen überleben können, sind an die extremen Bedingungen (Temperatur, Wind, Schnee, etc.) angepasst und wahre Überlebenskünstler.
  • Es wäre falsch, aus dem Fehlen von z.B. Heuschrecken den Schluss zu ziehen, die untersuchte Fläche weise eine tiefe Biodiversität auf. Die Höhe über Meer der untersuchten Fläche muss in jedem Fall berücksichtigt werden. In höheren Lagen sind andere Leitarten besser geeignet als Heuschrecken, auch wenn die Vergleichbarkeit mit Untersuchungen in tieferen Lagen nicht mehr gegeben ist.

Zu-/Abnahme Biodiversität (Artenvielfalt)

Die Solartische werden Teile des Bodens beschattet, welche bisher nicht beschattet werden. Das hat Auswirkungen auf Fauna und Flora.
Es wird argumentiert, dass dadurch die Artenvielfalt zunehmen sollte.
Dem halten wir Folgendes entgegen: Wenn eine alpine Solaranlage in eine weitgehend unberührte Landschaft mit einem intakten natürlichen Ökosystem gebaute werden soll, ist nicht die Zunahme der Artenvielfalt entscheidend. Es wäre absurd, wenn ein intaktes natürliches Ökosystem mit dem Argument der Zunahme der Artenvielfalt beschädigt oder zerstört würde.
In einem intakten natürlichen Ökosystem halten sich Jäger und Gejagte die Waage, ohne dass der Mensch regulierend eingreifen muss. Das auch, wenn ein paar Wochen pro Jahr Kühe oder Rinder im Gebiet unterwegs sind. Intakte natürliche Ökosystem sind heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Entsprechend sorgsam sollten wir mit solchen Gebieten umgehen.

Schutzgehege für Bodenbrüter

In einer Empfehlung zu alpinen Solaranlagen wird mit Bezug auf eine Studie an einer Freiflächenanlage in Deutschland davon gesprochen, dass zum Schutz der Bodenbrüter (z.B. Feldlerche) innerhalb der alpinen Solaranlagen eingezäunte Flächen ausgeschieden werden könnten.
Die Feldlerche (Alauda arvensis) besiedelt in höheren Lagen Mähwiesen und Alpweiden. Anhand unserer Beobachtungen halten wir es für unwahrscheinlich, dass sich eine Feldlerche mit einem Wald von Solartischen anfreunden kann.
Was im vorhergehenden Abschnitt beschrieben wurde, trifft auch hier zu: Wenn sich eine Feldlereche in einem Gebiet ohne menschliche Eingriffe halten kann, zeugt das von einem intakten Ökosystem. Es wäre falsch, ohne grösste Not in ein solches natürliches Ökosystem durch den Bau alpiner Solaranlagen einzugreifen.
Wenn Brutareal durch Zäune geschützt werden müssen, zeugt das von einem natürlichen Ökosystem, welches aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Beispiel: Im Wauwilermoos ist ein Brutareal für den Bodenbrüter Kiebitz (Vanellus vanellus) eingezäunt worden. Das musste gemacht werden, weil wegen der intensiven Landwirtschaft zu wenig (d.h. mehr oder weniger keine) Brutareale zur Verfügung stehen, die Anzahl der Fressfeinde (Füchse, Greifvögel, etc.) im Bereich des einzigen Brutareals zu gross ist und vermutlich der Mensch die Kiebitze störte. In diesem Fall macht ein eingezäuntes Brutareal durchaus Sinn.
Was im Wauwilermoos (= Mitteland) sinnvoll ist, macht in einem intakten Ökosystem im alpinen Raum definitiv keinen Sinn.
Publiziert/Geändert: 16.2.2025 / -